Vorlesen wie ein Profi

Es ist so schön, einem spannenden Hörbuch zu lauschen. Die professionellen Sprecherinnen und Sprecher schaffen es, uns ganz in ihren Bann zu ziehen, so dass die Geschichte fesselnd wird. Dafür verwenden sie nur ihre Stimme, die alle Nuancen des Textes und der darin vorkommenden Rollen ausdrückt. Unsere Stimme ist in der Lage, die Geschichte mit ihrer Dramaturgie, Atmosphäre, den Charakteren und deren Gefühlen lebendig werden zu lassen.

Haben Sie selbst auch Lust, mal eine Geschichte laut vorzulesen, so z.B. für Ihre Kinder, in einem Seniorenheim oder für einen besonderen Anlass, wie eine Hochzeit? Schreiben Sie selbst Prosa oder Lyrik und möchten Sie nun ihre Texte vor Publikum vortragen? Hier gebe ich Ihnen Tipps, wie Sie einen Text aufbereiten, so dass Sie ihn lebendig und mit starker Stimme vorlesen können.

Die Stimme macht den Text lebendig.

Damit die Stimme interessant und motivierend klingt, darf sie nicht zu monoton werden. Im Artikel „Wie klingt meine Stimme interessant?“ habe ich Ihnen erklärt mit welchen Mitteln Sie Ihr Sprechen gestalten können. Hier habe ich 5 Tipps für das Vorlesen:

Bleiben Sie in einer für Sie angenehmen Stimmlage und variieren Sie in dieser Lage die Melodie. Achten Sie aber darauf, nicht in einen Singsang zu verfallen.
Setzen Sie Betonungen auf die wichtigen Inhalte in einem Satz.
Versuchen Sie aus dem Bauch zu sprechen, damit Sie die Resonanz Ihrer Stimme nutzen und in einer angemessenen Lautstärke den Raum füllen.
Sprechen Sie mal schneller und mal langsamer, so wie es zum Inhalt des Textes passt. Achten Sie jedoch darauf, insgesamt nicht zu schnell zu werden, da Ihre Zuhörer*innen mitdenken sollen. Wenn Sie also eine besonders wichtige oder komplizierte Textstelle haben, sollten Sie also etwas langsamer sprechen.  
Machen Sie vor allem Pausen an wichtigen Stellen, so dass Ihre Zuhörer*innen mitdenken und die Inhalte verarbeiten können. Spannungspausen dürfen ruhig etwas länger sein.

Werden Sie nach dem Vorlesen heiser und Ihre Stimme wird angestrengt? Dann finden Sie Tipps in diesen Artikeln:
Wieso wird die Stimme heiser?
Was kann ich gegen Räuspern tun?

Machen Sie Markierungen in Ihren Text.

Gehen Sie Ihren Text durch und strukturieren Sie ihn mit Hilfe von Markierungen, bevor Sie ihn vorlesen bzw. vortragen. Denn es ist gar nicht so leicht, sich alles zu merken. Ein paar kleine Zeichen können wertvolle Orientierung beim Lesen geben. Außerdem machen Sie sich mit dem Text vertraut und stolpern später nicht über komplizierte Wörter oder Sätze.

Was sind hilfreiche TIpps, Tricks und Zeichen?

Gibt es komplizierte Wörter in Ihrem Text? Sprechen Sie diese Zungenbrecher mehrfach nacheinander laut, so dass sie Ihnen immer leichter über die Lippen kommen.
Gibt es verschachtelte bzw. komplizierte Sätze? Überlegen Sie, wo kleine Pausen Sinn machen, um den Satz verständlich zu strukturieren. Markieren Sie diese Pause z.B. mit einem Slash (/) im Text.
Überlegen Sie, wo kleinere Pausen zum Atmen bzw. Strukturieren des Textes sinnvoll sind. Längere Pausen können Sie einsetzen, um Spannung zu erzeugen. Deutlichere Pausen können Sie durch einen doppelten Slash (//) markieren. Wenn Sie den Text direkt vor Zuhörer*innen vortragen, können Sie auch Blickkontakt in der Pause aufnehmen.
Suchen Sie Wörter, die besonders wichtig für den Sinn und das Verständnis sind. Betonen Sie diese Wörter. Sprechen Sie sich unterschiedliche Varianten vor, wie Sie einen Satz betonen könnten. Wenn Sie sich für eine entschieden haben, können Sie über die betonten Wörter einen Akzent (`) setzen.
Gibt es verschiedene Figuren bzw. Charaktere in Ihrer Geschichte? Überlegen Sie sich, wie diese Personen aussehen und wie ihre Stimmen klingen könnten. Versuchen Sie, den Figuren passend zum Charakter eine unterschiedliche Stimme zu geben. Markieren Sie die Figuren mit einer je einer Farbe, so dass Ihnen der Rollenwechsel leicht fällt.
Gehe Sie den Text abschnittsweise durch und überlegen Sie, wann die Stimmung bzw. Emotion im Text wechselt. Schreiben Sie sich neben einen Absatz ein Wort bzw. eine kleine Notiz, die die Stimmung beschreibt, z.B. lustig, traurig, spannend. Versuchen Sie, dieses Gefühl in die Stimme zu legen.

Mit Hilfe dieser Markierungen können Sie Ihren Text ganz leicht mehrfach üben. Sie werden merken, wie es Ihnen immer mehr in Fleisch und Blut übergeht.

Lassen Sie den Text lebendig werden!

Mit Körper-, Atem-, Stimm- und Artikulationsübungen können Sie die Variabilität Ihrer Stimme entwickeln. Jede*r kann die eigene Stimme weiterentwickeln. Dafür gibt es wirksame Übungen, die Ihnen Spaß machen werden und die etwas Zeit und Engagement brauchen, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Legen Sie heute damit los, um morgen schon einen Schritt weiter zu sein!

Zusammenfassung: Unsere Stimme ist in der Lage, eine Geschichte mit ihrer Dramaturgie, Atmosphäre, den Charakteren und deren Gefühlen lebendig werden zu lassen. Deshalb soll die Stimme beim lauten Vorlesen nicht monoton werden, sondern interessant klingen. Mit Hilfe von Markierungen können Sie Ihren Text strukturieren, so dass Sie Pausen, Betonungen, Tempo und Klangfarben sinnvoll einsetzen.

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