Leise Töne, starke Wirkung: Wegweiser für Introvertierte
Stehen Sie auch beruflich immer wieder Situationen gegenüber, in denen Sie sich und Ihre Inhalte präsentieren müssen? Wollen Sie im persönlichen Kontakt andere für sich gewinnen und überzeugen? Sich in beruflichen Kontexten zu äußern, kann für viele eine Quelle von großem Stress sein. Das ist oftmals an der Stimme und dem Körperausdruck hör- und sichtbar, so z.B. durch eine leise Stimme oder vermeidendem Blickkontakt. Dies trifft besonders auf Personen zu, die sich als introvertiert und zurückhaltend empfinden, was unter Umständen mit starken Selbstzweifeln und Unsicherheiten einhergeht. Die Herausforderung besteht darin, sich wohlzufühlen, wenn man im Fokus der Aufmerksamkeit steht.
Introvertierten Personen hilft es wenig, pauschale Tipps zu erhalten, die lediglich darauf abzielen, extrovertierter zu wirken, da damit vermeintlich mehr Erfolg verbunden ist. Vielmehr geht es darum, sich selbst treu zu bleiben und gleichzeitig das Zutrauen aufzubauen, Die eigenen Gedanken selbstbewusst und klar zu äußern.
In diesem Blogartikel besprechen wir mögliche Schritte, die introvertierten Personen helfen, sich in herausfordernden Sprechsituationen sicherer zu fühlen, um dadurch auch ihre Stimme und ihren Körperausdruck positiv zu nutzen.
Verstehen, was einen zurückhält
Um langfristig eine Veränderung zu bewirken, müssen wir uns unserer eigenen Muster und Motive bewusst sein. Unser Verhalten dient oft der Realisierung von darunterliegenden Bedürfnissen. Wenn wir in Motivkonflikte geraten, laufen wir Gefahr, das neue, erwünschte Verhalten nicht einzusetzen. Das kann zu zusätzlicher Demoralisierung führen, da man den Eindruck gewinnt, dass man es einfach nicht hinbekommt, obwohl man eigentlich weiß, worauf es ankommt.
Nehmen Sie sich Zeit, folgende Aspekte zu beobachten und zu reflektieren:
In welche Handlungsmuster verfalle ich in herausfordernden Situationen? Gibt es auslösende oder bedingende Faktoren dafür? Bemerke ich diese Muster in meinem stimmlichen oder körperlichen Verhalten?
Welche Bedürfnisse oder Motive verfolge ich in der Kommunikation? Drücke ich diese auch stimmlich oder körperlich aus? Gibt es dahinterstehende Erfahrungen, die diese besonders stützen?
Welche negativen Empfindungen trage ich in mir? Welche Ängste, Sorgen, Selbstzweifel oder Befürchtungen habe ich in herausfordernden Kommunikationssituationen?
Bewerten, womit man sich wohl fühlt
Es gibt kein universelles kommunikatives bzw. rhetorisches Ideal, das jede:r umsetzen sollte. Extrovertiertheit ist nicht per se besser als Introvertiertheit oder umgekehrt. Jede:r sollte in der Lage sein zu entscheiden, womit er bzw. sie sich stimmlich und körpersprachlich wohl fühlt, basierend auf dem eigenen Erleben. Es ist möglich, einen individuell passenden Kommunikationsstil zu entwickeln. Dafür ist es wichtig, das eigene Verhalten einzuschätzen und sich zu fragen, wie man dieses findet und ob man sich hier verändern möchte.
Nehmen Sie sich für folgende Fragen Zeit zur Selbstreflexion:
Mit welchen stimmlichen und körpersprachlichen Verhaltensweisen fühle ich mich wohl? Was empfinde ich für mich als passend und kongruent?
Bei welchen Verhaltensweisen empfinde ich Druck oder Unwohlsein?
Ändert sich diese Bewertung je nach Gesprächspartner, Anlass, Thema oder Ziel?
Visualisieren und ankern, was man entwickeln möchte
Um in einer Situation schnell und stimmig handeln zu können, hilft es, ein positives Bild zu finden, das die Wunschelemente für das neue Verhalten ausdrückt. Dies folgt der Auffassung des Embodiments, wonach uns bildhaftes Denken und körperliches Ankern dabei helfen, auf unsere Ressourcen zuzugreifen. Das Bild sollte durchweg positiv empfunden werden.
Nehmen Sie sich für folgende Fragen und setzen Sie es aktiv um:
Gibt es ein z.B. Tier, eine Pflanze oder eine Landschaft, die meinen positiven Wunsch nach Veränderung symbolisiert?
Kann ich dieses Bild durch eine Körperbewegung und/oder Lautäußerung ausdrücken?
Wo in meinem Körper erlebe ich durch dieses Bild eine positive Veränderung? Kann ich diese Veränderung in eigenen Worten benennen und wie fühlt sie sich qualitativ an?
Wiederholen, was man sichern möchte
Das positive Bild hilft, die Wunschelemente zu aktivieren und in eine neue innere sowie äußere Haltung zu gelangen. Doch um dies zu verfestigen, müssen wir immer wieder üben.
Hier habe ich ein paar Tipps für den Alltag:
Positive Selbstgespräche: Erinnern Sie sich an vergangene Erfolge, um das Selbstvertrauen zu stärken. Sagen Sie sich selbst in positiven Worten, dass Sie in der Lage sind, sich in wichtigen Situationen zu zeigen. Führen Sie sich vor Augen, dass Ihre negativen Empfindungen in Ordnung und kein Zeichen von Schwäche sind.
Gründliche Vorbereitung: Bereiten Sie sich auf Ihre Gesprächssituationen vor, um Unsicherheiten zu minimieren. Gehen Sie Inhalte, Argumente und Präsentationsteile durch. Konzentrieren Sie sich darauf, was Sie sagen möchten und auf die Freude bzw. Leidenschaft für Ihr Fachgebiet.
Atem- und Körperübungen: Nutzen Sie entspannende Übungen, um Ihr positives Körpererleben zu aktivieren und eventuelle Nervosität zu reduzieren.
Üben Sie das laute Sprechen in einem sicheren Umfeld, wie etwa mit Freunden oder Familie, und setzen Sie dabei bewusst Stimme und Körperausdruck ein. Seien Sie mutig, etwas zu experimentieren und zu übertreiben. Die Übertreibung hilft oft, aus gewohnten Mustern auszubrechen. Wenn Sie den Eindruck haben, dass es sich um ein tiefgreifendes Thema handelt, empfehle ich Ihnen, professionelle Unterstützung durch einen Psychologen oder Coach zu suchen. Holen Sie sich Hilfe, wenn Sie sie brauchen!
Entwickeln Sie Ihre Stimme und Ihren Körperausdruck weiter!
In folgenden Artikeln finden Sie weiterführende Informationen, zu Phänomenen und Problemen, wie Sie auch oftmals von introvertierten Personen empfunden werden:
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Zusammenfassung: Introvertierte Personen haben oftmals Schwierigkeiten, sich in herausfordernden Kommunikationssituationen stimmlich und körpersprachlich zu zeigen. Um eine positive Entwicklung einzuschlagen, ist es wichtig, eigene Handlungsmuster und Motive zu verstehen, Verhaltensweisen zu bewerten und wünschenswertes Verhalten zu ankern und zu üben. Das kann mit Selbstreflexion und gezielter Vorbereitung erreicht werden.
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Weiterführende Literaturtipps:
Storch M. & Tschacher W. (2014): Embodied Communication, Kommunikation beginnt im Körper, nicht im Kopf. Bern: Verlag Hans Huber, Hogrefe AG.
Storch M., Cantieni B., Hüther G., Tschacher W. (2006): Embodiment, Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen. Bern: Verlag Hans Huber, Hogrefe AG.