Im Gespräch mit Caroline Frauer
Mit Caroline Frauer verbindet mich eine langjährige Zusammenarbeit und Freundschaft. Als Kollegin durfte ich sehr viel von Ihrem souveränen Trainerhandwerk, Ihren analytischen Fähigkeiten und Ihrer Auffassungsgabe für komplexe Situationen lernen. Ganz persönlich schätze ich sie für ihre klare und gleichzeitig herzliche Art. Sie ist Logopädin, Kommunikationstrainerin und systemischer Coach. Dieser sehr ähnliche Hintergrund verbindet uns in einer wertvollen Zusammenarbeit!
Zusammen mit Caroline habe ich Stimmtrainingsformate entwickelt, die besonders den Transfer der erlernten Stimmtechnik sichern.
In unserer Zusammenarbeit war immer wieder die Frage wichtig, wie ein ganzheitliches Arbeiten an stimmlichen, körperlichen und emotionalen Fragestellungen ermöglicht werden kann, um damit den nachhaltigen Erfolg eines Stimmtrainings zu sichern. Dadurch sind verschiedene Formate (in Präsenz und online) entstanden, die auf systemischer und personzentrierter Beratung, genauso wie auf der Embodiment Theorie basieren. Dadurch wird das Stimmtraining gleichzeitig zu einem Katalysator für Persönlichkeitsentwicklung! Ich bin dankbar für diese inspirierende Zusammenarbeit, wodurch mein Verständnis von Stimme noch tiefer geworden ist. Seien Sie gespannt, was Caroline in diesem Interview aus Ihrem Erfahrungsschatz erzählt!
Welche Rolle spielt das Thema Stimme in Deinem Leben?
Caroline Frauer: Bis zu meiner Logopädie-Ausbildung habe ich meine Stimme in der Kommunikation einfach nur als Selbstverständlichkeit wahrgenommen. Beim gemeinsamen Singen und v.a. beim Hören von warmem, den Raum füllendem Gesang habe ich allerdings schon sehr früh den großen Zauber und die starke Berührungskraft von Stimmen erfahren und lieben gelernt.
Dieses Gefühl, von einer oder auch von vielen Stimmen berührt zu werden, finde ich wunderschön und faszinierend zugleich – ich habe den Eindruck, dass diese Berührbarkeit durch Stimmen bei mir immer mehr wächst.
Was sich wirklich verändert hat – durch meine Tätigkeit als Stimmtherapeutin, als Stimmtrainerin und als systemisch arbeitender Coach – ist, dass ich es als echtes Geschenk ansehe, wenn die Menschen eine funktionierende, gesunde Stimme haben. Gleichzeitig hat die Stimme für mich in meinem Leben als Kommunikationsmittel deutlich an Bedeutung gewonnen. Einerseits liegt das sicherlich daran, dass ich mehr über Wirkungszusammenhänge weiß. Anderseits vor allem aber auch daran, dass ich mehr und mehr erfahren und gelernt habe, wie eng die Stimme mit der jeweiligen Person verknüpft ist. Sie kann so ein feines, hörbares Zeichen davon sein, wer in welcher Verfassung gerade spricht, wovon er oder sie bewegt ist – das gilt natürlich auch für mich selbst und inzwischen kann ich es annehmen, wenn meine Stimme mir z.B. „verrät“, dass ich mich gerade nicht sicher fühle. Das ist ein wunderbarer Ausgangspunkt für Entwicklung und ich finde es toll, wie die Stimme, die Atmung und der Körper es schaffen, darauf aufmerksam zu machen.
Wie wichtig ist unsere Stimme — für das private und berufliche Umfeld?
Caroline Frauer: Das merkt man vor allem, wenn die Stimme mal nicht funktioniert. Sich stimmlich nicht mitteilen zu können ist eine extreme Einschränkung. Gehört zu werden ist von den meisten Menschen ein Grundbedürfnis – dafür ist das Verwenden der Stimme eine wesentliche Strategie! Aber auch die Klangqualität, die Tonhöhe und die Lautstärke beeinflussen stark, wie wir wahrgenommen werden – kräftig oder schwach, unsicher oder souverän, kindlich, weiblich oder männlich, etc. – Menschen interpretieren und schreiben sich gegenseitig aufgrund des Stimmklangs schnell Eigenschaften zu! Dies kann förderlich oder hinderlich sein, je nachdem, was uns im privaten und beruflichen Umfeld wichtig ist, also was wir darstellen wollen und welche Wirkung wir erzeugen möchten.
Warum würdest Du jemandem empfehlen die eigene Stimme weiterzuentwickeln?
Caroline Frauer: Da fallen mir viele Gründe ein – ein paar sind: Weil es Spaß macht und gesund ist, weil es in Verbindung mit der eigenen Persönlichkeit bringt, weil es achtsam macht und weil es die individuelle Ausstrahlung authentisch und kraftvoll machen kann.
Welchen Zugang kann die Stimme im systemischen Coaching und Beratung geben?
Caroline Frauer: Im Coaching wird häufig, und oft auch sehr hilfreich, kognitiv gearbeitet. Der Einbezug des Körpers ist da eine wunderbare und oft den Prozess vertiefende und beschleunigende Ergänzung. Die Stimme ist ein Weg zu dieser körperlichen Ebene. Zum Beispiel können wir durch feines Hinhören im Coaching-/Beratungskontext Nuancen im Stimmklang entdecken, die uns Hinweise auf das emotionale Geschehen unseres Gegenübers geben.
Manchmal kann das explizit angesprochen werden, manchmal können Coachinginterventionen in Form von Körper-, Atem- oder Stimmübungen angeboten werden oder es kann daran gearbeitet werden, wofür der Stimmklang eigentlich ein Ausdruck sein könnte. Das kann einen tatsächlich bis in die Biographie führen.
So könnte z.B. ein Coachee mit sehr leiser, zurückhaltender Stimme berichten, dass es früher ganz wichtig war, leise zu sein, damit der Vater sich ausruhen konnte und nicht wütend wurde. Da war die leise Stimme also eine wichtige Strategie, um sich sicher zu fühlen.
Die körperbezogene Arbeit ist glücklicherweise für viele Coaches bereits selbstverständlich. Dass hierfür auch die Stimme gut genutzt werden kann, dass sie ein sehr unmittelbares und echtes Feedback über innere Zustände geben kann, darf meines Erachtens noch stärker in den Fokus rücken. Wer sich näher dafür interessiert, darf mich gerne anschreiben – ich habe darüber meine Abschlussarbeit für die DGSF-Zertifizierung zum systemischen Coach verfasst, die ich auf Anfrage zur Verfügung stelle („Systemische Ansätze im Stimmcoaching, stimmtherapeutische Ansätze im systemischen Coaching“). //
Vielen Dank, Caroline für Deine spannenden Gedanken und Einsichten!
Sind Sie neugierig auf Caroline Frauer und ihre Arbeit neugierig geworden? Möchten Sie Caroline als Trainerin oder Coach kontaktieren? Zögern Sie nicht ihr zu schreiben
Caroline Frauer & Julia Rupprecht im Team
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