Starke Stimme in schwachen Momenten
Foto: Robert Kneschke/Shutterstock
Gerade wenn uns etwas sehr wichtig ist, wollen wir eine verlässliche und souveräne Stimme. Häufig fragen mich meine Klient*innen wie Sie es schaffen, Ihre Stimme in folgenden Situationen selbstbewusst einzusetzen:
Vorstellungsgespräch bzw. Assessmentcenter
Konfliktgespräche bzw. Mediationen
Dates und Verabredungen
Natürlich handelt es sich hier um sehr emotionale Situationen. Wir sind z.B. aufgeregt, wütend, traurig, schüchtern oder angespannt. Es gibt einen sehr engen Zusammenhang zwischen unseren Gefühlen und dem Klang unserer Stimme. Jeder hat bei sich oder anderen schon beobachtet, dass sich der Klang der Stimme und die Modulation in solchen Situationen verändern. Es fällt uns häufig schwerer die Stimme (selbst-)bewusst einzusetzen und sie zu kontrollieren, wenn es darauf ankommt.
Was kann Ihnen helfen, in diesen Situationen in Zukunft eine verlässliche Stimme zu entwickeln?
Hier zeige ich Ihnen hilfreiche Übungen, um in Zukunft mehr Souveränität durch Ihre Stimme auszustrahlen.
Körper- und Atemübungen sorgen für eine stabile Stimme.
In einer solchen Situation schütten die Nebennieren Adrenalin und Noradrenalin aus. Es entstehen körperliche und emotionale Reaktionen. So steigt die Spannung unserer Muskeln, was folgende Konsequenzen nach sich ziehen kann:
ein stockender und flacher Atem
eine erhöhte Stimmlage
eine brüchige und zittrige Stimme
eine eingeschränkte Modulationsfähigkeit der Stimme
Um dem entgegenzuwirken sollten Sie sich vor allem auf Atmung und Körperbewegung konzentrieren. Denn durch die tiefe Atmung wird das autonome Nervensystem beruhigt und die Körperbewegung baut die Muskelspannung ab. Hier habe ich zwei leicht umzusetzende Übungen, die Ihnen konkret helfen:
Übung 1: Dehnen, strecken und pendeln
Finden Sie einen breiten und stabilen Stand. Konzentrieren Sie sich dabei auf den Kontakt der Fußsohlen mit dem Boden. Geben Sie gefühlt etwas Gewicht in den Boden ab und lassen Sie Ihre Knie locker. Beginnen Sie nun damit, sich zu dehnen und zu strecken. Bewegen Sie sich in alle Richtungen und bewegen Sie besonders die Bereiche Ihres Körpers, die sich besonders fest und angespannt anfühlen. Machen Sie dabei leicht kreisende Bewegungen und fangen Sie nach und nach an mit ihrem Körper zu pendeln und ihn auszuschütteln. Versuchen Sie dabei schon nach und nach Ihren Atem wahrzunehmen. Wenn Sie das für etwa 2-3 Minuten gemacht haben, machen Sie sofort mit Übung 2 weiter.
Übung 2: Verlängerte Ausatmung
Durch diese Übung lernen Sie vertieft in Bauch, Brustkorb und Flanken zu atmen. Gleichzeitig beruhigt sich Ihr physiologischer Atemrhythmus. Legen Sie sich dazu eine Hand auf den Unterbauch. Atmen Sie in diesen Kontakt mit der Hand hinein, so dass Sie merken, dass sich die Bauchdecke hebt und senkt. Lassen Sie den Ausatmen im Anschluss mit einem hörbaren “F” langsam ausströmen. Wiederholen Sie diese tiefe Atmung für etwa 10 bis 15-mal. Verlängern Sie als nächstes bewusst Ihre Einatmung und atmen Sie im Anschluss einmal kräftig und lange aus “SCH” aus, bis Sie ganz leer sind. Spüren Sie am Ende Ihrer Luft, wie der Körper von ganz alleine wieder neue Luft holt.
Machen Sie diese beiden Übungen für etwa 4-5 Minuten relativ kurz vor der wichtigen Situation. In der angespannten Situation versuchen Sie sich immer wieder auf einen ruhigen Atem zu konzentrieren und dabei die Lockerheit in Ihren Muskeln zu spüren. Das kann sich so anfühlen, als würde Ihr Körper ein kleines bisschen schwerer werden.
Stimmtraining kann auch Persönlichkeitsentwicklung bedeuten.
Neben diesen körperlichen Übungen ist es wichtig sich auch mental mit dieser Situation auseinander zu setzen. Das hilft, die Erfolge langfristig zu stabilisieren. Dabei kann man z.B. folgenden Fragen nachgehen:
Warum verändert sich meine Stimme, wenn ich mit einer bestimmten Person spreche?
Warum verändert sich meine Stimme, wenn ich mich in einer bestimmten Situation befinde?
Wie möchte ich klingen, dass es meinem Selbstverständnis entspricht?
Stimmtraining kann also auch Persönlichkeitsentwicklung bedeuten. Und damit wird die Stimme stabiler, verlässlicher und besser steuerbar, wodurch nicht jedes Gefühl gleich von Gesprächspartner*innen wahrgenommen wird. Und wenn doch, sollten wir es wertschätzen, anstatt es einfach als ein Moment von Schwäche zu begreifen.
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Zusammenfassung: In für uns wichtigen Situationen wollen wir eine verlässliche und souveräne Stimme. Häufig sind das sehr emotionale Situationen, in denen wir z.B. aufgeregt, wütend oder angespannt sind. In der Konsequenz verändert sich die Stimme und wird z.B. höher, brüchiger oder zittriger. Mit Atem- und Körperübungen können Sie diesen Reaktionen entgegenwirken. Außerdem kann Stimmtraining auch die Persönlichkeitsentwicklung anstoßen, um sich in Zukunft sicherer zu fühlen.
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