Streitgespräche durch die Stimme positiv beeinflussen!
Sei es eine kleine Auseinandersetzung oder großer Konflikt: Streitsituationen ergreifen unseren ganzen Körper. Wir spüren die Gefühle in der Anspannung unseres Körpers, hören Sie im Klang unserer Stimme und bemerken sie in der Erhitzung der ganzen Situation. Neben Gesprächsführungstechniken können wir also auch durch körperlich-stimmliche Techniken positiv auf einen Streit einwirken.
Doch wie können wir in einem Streit durch unsere Stimme deeskalierend wirken?
Dafür zeige ich Ihnen heute, wie Sie Ihre Stimme nutzen können, um erhitzte Gespräche zu lösen.
Was passiert während eines Streitgesprächs mit unserer Stimme?
Während eines Streits haben wir eine ganze Mischung an Gefühlen in uns: das sind unter anderem Wut, Aggression, aber auch Angst und Traurigkeit. Das kann von vielen weiteren Gefühlen wie z.B. Überheblichkeit, Minderwertigkeit oder Scham begleitet sein. In einem älteren Artikel („Verrät“ die Stimme Ihre Gefühle?) habe ich Ihnen bereits den engen Zusammenhang zwischen Stimmung bzw. Gefühlen und dem Klang unserer Stimme erklärt.
Diese Gefühle bewirken natürlich viele körperliche Reaktionen, wie z.B. starkes Herzklopfen, steigende Muskelspannung am ganzen Körper oder eine flache und angespannte Atmung. Und natürlich verändert sich auch unsere Sprechweise sehr stark. Wie der bzw. die Einzelne in einem Streit agiert, ist sehr individuell. Zur besseren Verständlichkeit teilen wir die Verhaltensweisen in zwei Klassen ein: aggressiv-dominant und regressiv-unterwürfig.
Mir ist jedoch wichtig, dass eine Person nicht immer und eindeutig in eine der beiden Kategorien gehört. Abhängig von der Situation können wir Verhalten wechselnd aus beiden Bereichen zeigen. Überlegen Sie sich zu welchen Verhaltensweisen Sie häufiger neigen?
Ziel in einem Streit sollte sein, wieder miteinander in Resonanz zu kommen. Das heißt, mit der anderen Person trotz der angespannten Situation in Verbindung zu bleiben, um ihm bzw. ihr offen zuzuhören und vom eigenen Standpunkt aus offen zu antworten. Das ermöglicht neue Wege, die Situation zu lösen. In einem Streit sind dabei die körperlichen und stimmlichen Zeichen besonders wichtig.
Wie schaffen wir es also wieder in Resonanz zu kommen?
Nehmen Sie Blickkontakt auf!
Tendenziell vermeiden Menschen in einem regressiv-unterwürfigen Modus den Blickkontakt. Menschen, die sich aggressiv-dominant verhalten, haben häufiger einen sehr langen, verengten und anstarrenden Blick. Versuchen Sie beiderseitig den Blick füreinander zu öffnen und den ruhigen Augenkontakt zu ermöglichen.
Machen Sie Atempausen und verlängern Sie die Ausatmung!
Durch die verkürzte Atmung geraten wir in einen Zustand höchster Anspannung. Menschen mit aggressiv-dominantem Verhalten sollten die Atempausen also nutzen, um die ganze Stimme mit Stimmlage, Lautstärke und Sprechmelodie zu beruhigen. Atmen Sie dafür aus und zählen Sie innerlich bis vier. Menschen in einem regressiv-unterwürfigen Modus können die Atempausen nutzen, um sich zu konzentrieren, sich etwas inneren Freiraum zu nehmen und im Anschluss die Kraft des Atems in die Stimme zu legen, so dass diese stärker und klangvoller wird.
Geben Sie sich gegenseitig die Chance, um mit den eigenen Bedürfnissen und Wünschen hörbar zu werden!
Achten Sie auf kongruente Botschaften!
In Gesprächen bemerken wir sehr sensibel, ob durch Sprache, Stimme und Körper zueinander passende Botschaften gesendet werden. Lesen Sie dazu auch den Artikel „Warum die 7-38-55 Regel falsch ist!“. Gerade in einem Streit sollten wir daher darauf achten, dass das, was wir inhaltlich sagen, auch kongruent und damit glaubwürdig klingt. Es trägt zu einer achtsamen und authentischen Beziehungsgestaltung bei. Ist das nicht der Fall, kann das Vertrauen untergraben und damit den Streit zusätzlich erhitzen.
Wenn Sie also ein Versöhnungsangebot machen, versuchen Sie sich bewusst körperlich zuzuwenden und geben Sie auch Ihrer Stimme einen ruhigen und versöhnlichen Klang.
Stimmtraining kann also auch Persönlichkeitsentwicklung bedeuten!
Wenn wir die Veränderungen unserer Stimme und unseres Körpers in angespannten Streitsituationen wahrnehmen, kann uns das helfen, achtsam damit umzugehen. Damit haben wir einerseits die Möglichkeit, an Körper, Atem und Stimme zu arbeiten, um positiv auf diese Situationen einzuwirken. Andererseits haben wir die Möglichkeit an unseren Emotionen und unserer Haltung anzusetzen, um diese Situationen (und damit auch unsere Stimme) zu lösen. Und das können Sie lernen — Stimmtraining macht Spaß und bietet Ihnen eine sehr wertvolle Möglichkeit sich als ganzer Mensch weiterzuentwickeln!
Zusammenfassung: In Streitsituationen spüren wir die Gefühle in der Anspannung unseres Körpers und hören Sie im Klang unserer Stimme. Unsere Sprechweise verändert sich stark, was den Streit weiter befeuern kann. So ändert sich das Sprechverhalten je nach Person und Situation und kann eher aggressiv-dominant oder eher regressiv-unterwürfig werden. Körper-, Atem- und Stimmtechniken helfen, die Atmung und die Stimme zu beruhigen und damit Kontakt zwischen den Streitpartner*innen zu ermöglichen. Das hilft, wieder eine kongruente und achtsame Kommunikation zu schaffen.
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